Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenznews 02 I 2022 Download dieser Ausgabe 0 5 e b a g s u a I K F D 2 2 0 2 © / 1 5 2 2 - 6 9 1 2 - n s s i DFKI Academy Yield Consortium KI-Fitness für die digitale Transformation Fernerkundung aus dem All für die Landwirtschaft Neuer DFKI-Standort Niedersachsen Weiterer Leuchtturm auf der KI-Landkarte

03 L A I R O T I D E 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D TRANSFER AM DFKI Das DFKI forscht an „KI für den Menschen“. Wir sind überzeugt, dass KI-Techniken helfen, gesamt- gesellschaftliche Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Deshalb ist es uns ein Kernanlie- gen, dass Forschungs- und Entwicklungsresultate ökonomisch und ökologisch wirksam werden. Er- gebnistransfer am DFKI entsteht durch Bildungsangebote, Ausgründungen von KI-Start-ups, durch Forschungsprojekte mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft und indem wir Anwendungsthemen projektübergreifend und lösungsfokussiert weiterentwickeln. In der DFKI Academy (S. 6) bündelt das DFKI seine technologische Expertise und seine Kenntnisse in der Aufbereitung von Forschungsergebnissen für den Praxiseinsatz zu einem integrierten Weiter- bildungsangebot für Führungskräfte. Als Projektpartner der Lernplattform KI-Campus (S. 18) bieten wir modulare online-Seminare an, und im Innovationswettbewerb INVITE (S. 32) arbeiten wir an KI- gestützten Technologien für die berufliche Weiterbildung. Know-how-Transfer entsteht auch in Kooperation mit starken wissenschaftlichen und industriellen Partnern in Förderprojekten: Im Yield Consortium (S. 8) werden aus Satellitendaten Vorhersagemo- delle für eine Landwirtschaft entwickelt, die sich dem Klimawandel anpassen muss. Konkreter und praxisnaher Transfer wird mit Industriepartnern in den mittlerweile sieben TransferLabs (S. 11) adressiert, erfolgt in Projekten zur Einführung von neuen Technologien in kleinen und mittelstän- dischen Unternehmen wie dem Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern (S. 12) und dem Regio- nalen Zukunftszentrum für KI und digitale Transformation Saarland und Rheinland-Pfalz (S. 13). Im projektunabhängigen, langfristigen Forschungsvorhaben CoMem (S. 15) entwickelt das DFKI den Softwareprototypen eines dynamischen Unternehmensgedächtnisses, das bei einem mittelständi- schen Energieversorger produktiv eingesetzt wird. Ein weiterer Weg ist der Ergebnistransfer durch Aus- gründung. Die Expertise des DFKI im Bereich e-Learning und KI-gestützter Lehr- und Lernwerkzeuge mündete z.B. in die Gründung der Didactic Innovations GmbH (S. 16), deren passgenaue Aus- und Weiterbildungskonzepte Lernen nicht nur digitalisiert, sondern digital transformiert. KI verändert die Art und Weise, wie wir miteinander und mit Maschinen kommunizieren, arbeiten und leben. KI-Kompetenz ist entscheidend für die souveräne und erfolgreiche digitale Transformation. Hierfür leistet das DFKI einen konstruktiven Beitrag. Prof. Dr. Antonio Krüger Helmut Ditzer Prof. Dr. Prof. h.c. Andreas Dengel Prof. Dr. Joachim Hertzberg Prof. Dr. Dr. h.c. Frank Kirchner Prof. Dr. Philipp Slusallek

05 T L A H N I 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D 29 Eine Klasse für sich – B-Human gewinnt die RoboCup-WM 2022 in Bangkok ohne Gegentor 30 Theme Development Workshops für die europäische KI-Roadmap 32 KI-gestützte Technologien für die berufliche Weiterbildung – DFKI@INVITE Impressum 50. Ausgabe, November 2022, ISSN 2196-2251 Herausgeber Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) Redaktion Heike Leonhard, Christof Burgard, Reinhard Karger, Armindo Ribeiro Redaktionsanschrift Saarland Informatics Campus D3 2, Stuhlsatzenhausweg 3, D-66123 Saarbrücken E-Mail news@dfki.de Telefon +49 681 85775 5390 Fotonachweis DFKI, wenn nicht anders vermerkt. Titel: Blue Planet Studio, stock.adobe.com Layout, Grafik Christof Burgard Korrektorat Armindo Ribeiro, Simone Wiegand Produktion One Vision Design V.i.S.d.P. Heike Leonhard, M.A. Erscheinungsweise halbjährlich News online www.dfki.de/dfki-news 35 36 Inhalt

An wen richtet sich das Angebot? HD: Es gibt heute ja eine Notwendigkeit, am Ball zu blei- ben und neue Potenziale zu entdecken. Wir adressieren das mittlere und obere Management, Führungskräfte und Leiter von Fachabteilungen in Industrie, Handel und im öffentlichen Sektor genauso wie Stakeholder in der Politik und bei den Gewerkschaften. Welche aktuellen KI-Themen haben einen Impact auf Führungskräfte oder Mitarbeitende? AK: Es gibt KI-Methoden, die bereits eine große „Techno- logy Readiness“ mitbringen. Dazu gehören die modellba- sierten Verfahren für Geschäfts- und Produktionsprozes- se oder Bild- und Mustererkennung, die bei der visuellen Qualitätskontrolle eingesetzt werden kann. Wie vermitteln Sie Ihren Partnern die Bedeutung von innovativen KI-Werkzeugen und von KI-Wei- terbildung? AK: Zunächst indem wir unterschiedliche Ansätze und Technologien vorstellen, ihre Funktionsweise erklären, dabei nicht nur auf Chancen, sondern aber auch auf pro- blematische Erfahrungen eingehen. Stichwort: Machine Bias oder verunreinigte Daten. Ergebnistransparenz in der KI ist daher ganz wichtig. Auf der erarbeiteten soliden Basis loten wir dann gemeinsam mit dem Kooperations- partner aus, wo die Einsatzpotenziale liegen. Wie erstellt die DFKI Academy ein individuell pas- sendes Seminarprogramm? AK: In Vorgesprächen analysieren wir den Erfahrungsho- rizont und den Kenntnisstand der Verantwortlichen z.B. in den Bereichen strategische Unternehmensentwicklung, Digitalisierung oder Projektmanagement: Welche On- line-Kurse oder auch andere Seminare wurden besucht? Sind bereits Projekte mit KI-Bezug umgesetzt worden? Wir betrachten auch die Zielsetzung des Unternehmens: Gibt es eine Roadmap für die nächsten Jahre? Dafür wol- len wir die Teilnehmenden dann fit machen. Gibt es schon ein Beispiel für ein Seminarangebot des DFKI? HD: Mit dem „KI-Manager“ bieten wir seit 2018 in Koope- ration mit der Bitkom Akademie ein Seminar an, mit dem wir etwa 100 Führungskräfte und Geschäftsführer aus Un- ternehmen unterschiedlicher Branchen trainiert haben. Gemeinsam mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft haben wir die KI-Campus Lernplattform, ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Pi- lotprojekt, aufgebaut, Inhalte kuratiert und bereitgestellt. AK: Die Academy ist der nächste konsequente Schritt. Die Academy schlägt die Brücke, taucht tiefer in die Materie ein und unterstützt die Interaktion der Teilnehmenden untereinander und mit den Seminarleitenden. Das Bil- dungsangebot der DFKI Academy basiert auf allgemei- nen Themen des KI-Campus, ist aber individuell auf die Bedarfe der Unternehmen zugeschnitten. k i p e e r F , m o c . l e x i p w a r © 07 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D Es gibt ja bereits Weiterbildungsanbieter zu Digi- talisierung und KI. Was ist das Besondere an der DFKI Academy? HD: Durch seine langjährige Erfahrung in der Projekt- arbeit mit Hochschulen, Forschungseinrichtungen und eben auch den Forschungsabteilungen von Unterneh- men kennt das DFKI den Stand der Forschung genauso wie die Situation in den Betrieben. Bedeutet: Die DFKI Academy ist optimal aufgestellt, um das technolo- gisch Mögliche ins industriell Machbare zu überführen. AK: Zwischen dem DFKI und den Standortuniversitäten findet ein permanenter wissenschaftlicher Austausch statt: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am DFKI sind oftmals als Lehrstuhlinhaber, Dozentinnen oder Betreuer von Abschlussarbeiten eng an die universitäre Forschung angebunden. DFKI CEO Prof. Dr. Antonio Krüger Wie profitiert die DFKI Academy von der starken Anbindung an das Mutterunternehmen? HD: Die DFKI Academy kann mit den Referentinnen und Referenten des DFKI punkten. Mit seinen zurzeit 27 For- schungsbereichen deckt das DFKI eine große Bandbrei- te der KI ab. Das Seminarangebot wird diese Bandbreite widerspiegeln. Die Academy ist unabhängig von Soft- wareanbietern oder ihren Produkten – kann aber auf die Kompetenzen von DFKI-Spin-offs im Bereich innovati- ver Didaktik oder branchenspezifische KI-Weiterbildung zurückgreifen. Was sind die Etappenziele? AK: Durch die Vielzahl der Forschungsthemen – z.B. Ma- schinelles Lernen, Deep Learning, Smart Data, Sprachtech- nologie, intelligente Robotik oder Multiagentensyste- me – haben wir die Möglichkeit, präzise, zielorientierte und maßgeschneiderte Seminare anzubieten. Zunächst wollen wir das Seminarangebot der DFKI Academy weiter aufbauen und unterschiedliche Lernformen und -medien etablieren. Die Zertifizierung als anerkannter Bildungsträ- ger für KI ist ein Weg, der evaluiert wird. In Zukunft wird es auch Fokusseminare aus den einzelnen Forschungs- bereichen geben.

09 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D Ernte gegeben. Je dichter der Zeitpunkt der Ernte ist, desto genauer kann auch die Vorhersage getroffen werden. Ele- mentare Fragestellungen im Bereich Erntelogistik und Ge- treidevermarktung können leichter beantwortet werden wie: Welcher Ort ist geeignet für die individuelle Anbaupflanze? Was für Erträge erwarten wir in der Saison? Wie viel Dünger und Pflanzenschutzmittel sollten eingesetzt werden? All das sind Fragen, deren Antworten einen erheblichen Ein- fluss auf die Maximierung von Erträgen haben. „Unser Ziel ist es, Erträge in der Landwirtschaft möglichst präzise vorherzusagen. Sie sollen Landwirten bei ihrer alltäglichen Arbeit helfen. Die Modelle möchten wir schrittweise auf weitere Länder ausdehnen, weitere Anbau- pflanzen berücksichtigen und bestehende Modelle verbessern.“ Dr. Marlon Nuske, AI4EO Solution Factory zum Vorteil, dass unser Machine Learning-Modell optimal trainiert werden kann. So können individuelle Maßnahmen auf dem Feld von Landwirten eingeleitet werden.“ Um das Modell weiterzuentwickeln, liegt es im Interesse des Teams, zusätzliche Ertragsdaten zu akquirieren: „Für den Erwerb von Ertragsdaten haben wir bereits erfolgrei- che Kooperationen mit den landwirtschaftsbezogenen Unternehmen Smartway und Manexa etabliert. Wir sind aber nach wie vor auf der Suche nach weiteren Kooperati- onspartnern, die hochwertige Ertragskarten bereitstellen können“, so Dr. Marlon Nuske. Prof. Dr. Andreas Dengel, Geschäftsführender Direktor des DFKI in Kaiserslautern und Leiter des Forschungsbereichs Smarte Daten & Wissensdienste: „Der Erfolg des Yield Con- sortium wird uns helfen, weitere Industriepartner aus ande- ren Themenfeldern für unsere Forschung, Implementierung und erfolgreiche Modellentwicklung begeistern zu können. Anschließend soll ein Modell konzipiert werden, das global für alle wichtigen Anbaupflanzen Vorhersagen treffen kann. Die Perspektive aus dem Weltraum ermöglicht eine nachhaltige Ernte DFKI-Forscherin Dr. Michaela Vollmer gibt einen Einblick in die Praxis: „Der Mähdrescher erntet ein Feld und misst hoch- auflösend und fortlaufend den Ertrag in Tonnen pro Hektar, der einem Ursprungsort im Feld zugeordnet werden kann. Anhand von gemessenen Erntepunkten, den ‚Geo Locations‘, können wir auf Sub-Feld-Ebene sehen, wie hoch der Ertrag auf einem Feld punktuell ist. Mit diesen hochauflösenden Daten können wir Satellitenbilder aus dem Weltraum mit einer 10 x 10 Meter-Pixel-Auflösung abgleichen. Das hat DIE AI4EO SOLUTION FACTORY Die AI4EO Solution Factory wurde im Herbst 2021 im Rahmen des „ESA InCubed Programme“ gegründet. Die KI-Fabrik wurde eröffnet, um die Potenziale der Erdbeob- achtung mittels Künstlicher Intelligenz für die Industrie nutzbar zu machen. Denn die Möglichkeiten der Erdbeob- achtung sind so grenzenlos wie das Weltall selbst. So wird für jeden Kunden eine spezielle Lösung herausgearbei- tet. Gleichzeitig werden die Synergien in ver- schiedenen Anwendungsfeldern genutzt, indem eine Basis auf der Programmseite geschaffen wird und die Programm- teile in einem Transfer-Ökosystem wiederverwendet werden. www.ai4eo-factory.de e r e e D n h o J ©

11 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D m o c . e b o d a . k c o t s , r a k e S h u l a G © ERFOLGSMODELL TRANSFERLAB KI-SPITZENFORSCHUNG FÜR UNTERNEHMEN Unternehmen und Geschäftsmodelle profitieren individuell von den Anwendungsperspektiven und Potenzialen aktueller KI-Technologien. Die Unternehmen kennen ihre Produkte und den Markt; das DFKI hat das Know-how für KI-Forschung und Prototypenentwicklung. In den kooperativ ausgerichteten TransferLabs kommen die Partner am DFKI zusammen. m o c . e b o d a . k c o t s , y fl r e t t u b n e e r g © Die TransferLabs bewirken eine enge Kopplung zwischen Auf- traggeber und DFKI, befördern einen intensiven Austausch und den Transfer von Forschungsergebnissen in die betrieb- liche Praxis. Die Unternehmen entsenden Mitarbeitende, die integriert sind in das exzellente Forschungs-Ökosystem des DFKI, gemeinsam mit Forschenden an wechselnden Frage- stellungen arbeiten und definierte Deliverables wie Demons- tratoren, Benchmarks oder Lösungen entwickeln. Ergänzt werden die Teams durch Stipendiaten und Stipendiatinnen, die im Rahmen ihrer Promotion an Grundlagen forschen, die für den Industriepartner von vitalem Interesse sind. TransferLabs agieren in einem vertraglich definierten Rah- men, in dem die kaufmännischen und rechtlichen Aspekte der Zusammenarbeit festgelegt sind, jedoch die Freiheit be- steht, inhaltlich flexibel und kontinuierlich auf neue Anfor- derungen, Erkenntnisse und Trends zu reagieren. Die Vorteile für Unternehmen sind zahlreich: Die entsandten Mitarbeitenden werden eng in die DFKI-Forschung integriert. Sie tauschen sich mit Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern des DFKI aus, können – quasi als Incentive – be- treut von einem DFKI-Professor eine Promotion an der orts- ansässigen Universität verfolgen. Sie können an Kolloquien, Workshops, Gastvorträgen, Dissertationsverteidigungen etc. teilnehmen und sind damit unmittelbar in die internationale KI-Forschungsszene eingebunden. le des Kunden und werden komplementiert von thematisch verwandter Grundlagenforschung, die durch die begleiten- den Stipendiaten z.B. auch auf Kundendaten durchgeführt werden können. TransferLabs ermöglichen den frühzeitigen Zugang zu den Fachkräften von morgen: Durch das TransferLab vernetzen sich die Partner direkt mit den Studierenden. Diese können im Rahmen einer Master- und Bachelorarbeit oder als stu- dentische Hilfskraft in die gemeinsame Forschung integriert und als hochqualifizierte Absolventen und Absolventinnen rekrutiert werden. Das DFKI betreibt zurzeit TransferLabs mit IAV, Sartorius, Hitachi, mit der ESA, dem Bundeskriminalamt, dem Lan- deskriminalamt Rheinland-Pfalz sowie mit der Deutschen Bundesbank. Mit seiner Transferkompetenz unterstützt das DFKI auch die Partner BASF Digital Farming, John Deere und MunichRe mit der AI4EO Solution Factory im Kooperations- projekt Yield Consortium (Seite 8). Weitere Informationen www.dfki.de/web/technologien-anwendungen/ industrie/transferlabs Kontakt Prof. Dr. Andreas Dengel Geschäftsführender Direktor DFKI Kaiserslautern Die industrienahen Projekte eines TransferLabs konzentrieren sich typischerweise auf potenzialträchtige Anwendungsfäl- andreas.dengel@dfki.de +49 631 20575 1000 Das Modell der Transferlab-Forschungskooperationen PARTNERUNTERNEHMEN / -INSTITUTION TransferLab@ Forschende Mitarbeitende Projektergebnisse PROJEKTE Stipendien Forschungsergebnisse MACHINE LEARNING GRADUIERTENSCHULE Betreuung Standort- universität

Gemeinsam mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslau- tern möchte das KMU nun diese Systeme vernetzen und ein qualitativ hochwertiges Stammdatenkonzept erarbeiten. Stammdaten sind gewissermaßen das „Gehirn eines Un- ternehmens“ und enthalten unter anderem Kundendaten, Produktdaten und Produktionsdaten. Diese essenziellen Daten sollen zentral und konsistent abgelegt sein, damit alle Abteilungen darauf zugreifen können. Mithilfe einer KI soll dann die Produktionsplanung automatisiert und somit optimiert werden – und zwar im Hinblick auf nachhaltige Aspekte wie Ressourceneffizienz und CO2-Ausstoß sowie Effizienz und Kosten. Smart Data statt Big Data Die Forschung der eigenen Mitarbeitenden befähigt das Zen- trum, solche innovativen und zukunftsträchtigen Projekte gemeinsam mit KMUs anzugehen. Das Team im MECO-Pro- jekt, bestehend aus Dr. Jesko Hermann, Keran Sivalingam und Christian Vollmer, bringt die Ergebnisse aus seiner ei- genen Forschungsarbeit in das Projekt mit ein. Auf Basis der Daten, die MECO aktuell erhebt, entwickeln die Forscher ein Informationsmodell der Produktion. In diesem Modell wer- den alle relevanten Informationen rund um die Produktion und die laufenden Prozesse festgehalten. Ein eigens konzi- pierter KI-Algorithmus wertet die Daten des Informations- modells aus und erstellt daraus eine Wissensdatenbank. Mithilfe der Erkenntnisse aus dieser Wissensdatenbank kann die Produktion dann in einem nächsten Schritt hinsichtlich verschiedener Faktoren wie Nachhaltigkeit, Kosten oder Zeit optimiert werden. „Die Zusammenarbeit mit MECO zeigt, dass sich auch KMU einer Zukunftstechnologie wie der eines Wissensgraphen bedienen können. Das Stichwort lautet hier Smart Data statt Big Data. 80 % des Aufwandes bei der Einführung von KI ist die Aufbereitung der Daten, nur 20 % die Programmierung des Algorithmus selbst – ohne eine gute Datenstruktur kann die KI nicht sinnvoll funktionieren“, so Projektmitarbeiter Keran Sivalingam über die Zusammenarbeit. Ein KMU als Vorbild für viele MECO ist nur eines von vielen produzierenden KMU in ganz Deutschland, die stark von der Digitalisierung und KI profi- tieren können. Das Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslau- tern weiß, dass ähnliche Bedarfe bei sehr vielen anderen Unternehmen auch existieren. Durch seine Expertise in ver- schiedenen Themenfeldern über KI hinaus ist das Zentrum der passende Partner für KMU, um den nächsten Schritt in Richtung digitale Zukunft zu gehen. „Die jungen Mitarbeiter aus dem MDZ besitzen eine erstaun- liche Kompetenz im Umgang mit diversen Problemlösungs- techniken und haben eine ruhige und besonnene Art, die Probleme anzugehen. Ihre große Erfahrung, die sie bereits Keran Sivalingam (links) und Christian Vollmer (rechts) vom Mittel- stand-Digital Zentrum Kaiserslautern zusammen mit Geschäfts- führer Ludwig Scholten-Luchsen (zweiter v.l.), Produktionsleiter Kai-Uwe Böttinger (Mitte) und QS-Leiter Thorsten Faber (zweiter v.r.) von MECO. im Umsetzen von solchen Projekten mitbringen, ist unheim- lich wertvoll für uns“, beschreibt Geschäftsführer Ludwig Scholten-Luchsen die Zusammenarbeit mit dem Zentrum. Weitere Informationen https://digitalzentrum-kaiserslautern.de Kontakt Larissa Theis Leiterin Öffentlichkeitsarbeit im Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern Forschungsbereich Innovative Fabriksysteme, SmartFactory-KL larissa.theis@mdz-kl.de +49 631 343 773 35 Das Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern ist eines von mehreren regionalen Zentren, die das Bundesminis- terium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ins Leben gerufen hat. Ziel dieser bundesweiten Förderinitiative ist es, die Bedeutung des Zukunftsthemas Industrie 4.0 klei- nen und mittleren Unternehmen bewusst zu machen, sie über dessen große Chancen zu informieren und bei der Umsetzung von Projekten tatkräftig zu unterstützen. Die SmartFactory-KL ist Konsortialführer des Projekts, das DFKI ist als Konsortialpartner mit den Fachbereichen IFS (Inno- vative Fabriksysteme) in Kaiserslautern und IWi (Institut für Wirtschaftsinformatik) in Saarbrücken beteiligt. So decken die Forscher das Themengebiet der Künstlichen Intelligenz ab und ergänzen das Portfolio des Zentrums rund um Pro- duktion & Entwicklung, Arbeit 4.0, Strategie & Innovation, Nachhaltigkeit sowie Sharing Economy. 13 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D m o c . e b o d a . k c o t s , l a n o d o h t ©

m o c . e b o d a . k c o t s , l a n o d o h t © UNTERNEHMENSGEDÄCHTNIS VON DER FORSCHUNG IN DIE PRAXIS 15 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D (Aufgaben-) Kontext. Spezialisierte Dashboards bilden bedarfsgerechte Sichten auf den Wissensgraphen. „CoMem verkörpert die Vision des Unterneh- mensgedächtnisses und bietet dabei neben übergreifenden Funktionalitäten zur Suche von Inhalten auch bedarfsgerechte Dashboards auf Themen- und Nutzerebene. Das zeitintensive Zu- sammenstellen des gesamten zur Verfügung ste- henden Informationsspektrums entfällt durch die Bereitstellung dezidierter Dashboards.“ Christian Gruber Immobilienmanagement, enviaM Mit dieser Kooperation ist die Forschung auf dem Weg zum Produkt: Bei der Kommunalbetreuung, in Regelwerken, Bauprojekten, der Dokumentation des Schriftverkehrs im digitalen Postbuch sowie der wissensbasierten Assistenz im Accounting wird CoMem bereits produktiv eingesetzt. Weitere Informationen https://comem.ai Kontakt Dr. Heiko Maus Forschungsbereich Smarte Daten & Wissensdienste heiko.maus@dfki.de +49 631 20575 1110 CoMem unterstützt beim Energieversorger envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) auch mobile Einsatzszenarien. Wer das Potenzial von Künstlicher Intelligenz im Unterneh- men nutzen möchte, steht vor großen Herausforderungen. Fehlende oder nicht ausreichende Digitalisierung, gewach- sene Infrastrukturen, Datensilos und Bestandssysteme sind Hürden auf dem Weg zum Einsatz von KI. Das vom DFKI in Eigenregie entwickelte Corporate Memory „CoMem“ adres- siert diese Herausforderungen, indem es eine Infrastruktur zum Aufbau und Betrieb eines Organisationsgedächtnisses bietet. Die Software erschließt das in verschiedenen Da- ten steckende Potenzial mit Methoden der KI und bettet diese in die Arbeitsumgebungen der Mitarbeitenden ein. CoMem stellt umfangreiches Wissen über Daten und Infor- mationsräume, Aufgaben und Prozesse sowie Erfahrungen und Entscheidungen der Nutzer sowie des Unternehmens in vergleichbaren Situationen bereit. Die Software bindet verteilte und heterogene Quellen ein, reichert sie an, ver- knüpft, aggregiert und veredelt sie. Auf diesem Datenschatz werden Wissensdienste realisiert und in den Arbeitsplatz als wissensbasierte Assistenz integriert. Eingebettet in die tägliche Arbeit der Nutzenden schafft CoMem übersichtliche Arbeitskontexte, ermöglicht intelligente Suchen oder gibt Empfehlungen zu anstehenden Aufgaben. CoMem bietet damit ein Ökosystem von Wissensdiensten und Schnitt- stellen zur effizienteren Informations- und Wissensarbeit im Unternehmen. In Kooperation mit der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) zeigt das DFKI die Praxistauglichkeit des Ansatzes. EnviaM setzt CoMem u.a. in den Immobilien-Services ein, wo Daten aus unterschiedlichsten Quellen wie Excel-Da- teien, Team-Laufwerken, Dokument- und Bildsammlungen, Geo-Informationen, Wiki-Instanzen sowie Bestandssyste- men des Liegenschaftsmanagements in einem Wissens- graph repräsentiert, verknüpft und angereichert werden. Zugriffsrechte bleiben dabei gewahrt. Der Wissensgraph enthält Aussagen über Flurstücke, Standorte und Themen, aber auch Ressourcen wie Verträge, E-Mails oder Behör- denbescheide. CoMem-Wissensdienste ermöglichen die semantische Analyse von Dokumenten und die Verknüp- fung mit den Standorten, strukturierte Suchen oder die Bereitstellung von Informationen zu einem spezifischen © enviaM, Ariane Gruber

Das Unternehmen weiß seine Wurzeln in der Forschung nach wie vor zu schätzen und ist zusammen mit dem DFKI an einigen Projekten mit Leuchtturmcharakter beteiligt: Clever ist ein BMBF-gefördertes Projekt, bei dem eine cloudbasierte Software entwickelt wird, mit deren Hilfe sich Lehr-/Lern-Module mit digitalen Medien automatisiert erstellen lassen. YouCodeGirls, ein vom Bundesministe- rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförder- tes Projekt, bündelt innovative IT-Lernformate auf einer Plattform, die insbesondere jungen Mädchen Lust auf Co- ding machen und sie für das Fach Informatik begeistern soll. Im Projekt KUPPEL integriert das Unternehmen mit dem DFKI und weiteren Partnern bestehende Lernplatt- formen, u.a. die VHS-Cloud mit der EULE-Lernplattform des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung. Das In- teressante an diesem Projekt ist jedoch nicht die techni- sche Integration der Plattformen, sondern die Integrati- on der Lerninhalte in einem gemeinsamen Portal auf der Basis von KI-Technologien (insb. Multiagentensysteme). Damit leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Idee der nationalen Bildungsplattform. Forschungstransfer und die Kooperation mit starken For- schungspartnern wie dem DFKI spielen für Thomas und Knopf hierbei eine sehr wichtige Rolle. Deshalb haben sich beide auch bewusst für den Standort im Science Park an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken entschie- den. Das geplante Wachstum des Unternehmens soll in den kommenden beiden Jahren insbesondere durch zwei Aspekte beflügelt werden: Erstens wird aktuell ein Outsour- cing Modell mit einem eigenen Tochter-Unternehmen um- gesetzt, das die Projekterfolge und die Implementierung von der Industrie auf den schulischen Bereich übertragen soll. Zweitens wandelt sich das Unternehmen aktuell von einem Dienstleistungsanbieter zu einem Softwarehaus. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Software COLORS, die mithilfe von KI-Verfahren Nutzerinnen und Nutzer bei der Erstellung qualitativ hochwertiger Lehr- und Lernma- terialien aktiv unterstützt. Weitere Informationen https://didactic-innovations.de Innerhalb kürzester Zeit konnte das junge Unternehmen namhafte Kunden wie Mercedes-Benz, Siemens oder BDO gewinnen. Derzeit beschäftigt die DI über 60 Mit- arbeitende und möchte in den nächsten beiden Jahren laut Thomas auf über 100 Mitarbeitende verdoppeln. Der Kontakt Caroline Collet Head of Communications Didactic Innovations GmbH, Science Park II, 66123 Saarbrücken caroline.collet@didactic-innovations.de +49 681 96870894 17 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D k i p e e r F , l a i c ffi o _ r o t c e v o r c a m © Forscher und Gründer Prof. Dr. Oliver Thomas ist Inhaber des Lehrstuhls für Informationsmanagement und Wirtschaftsinfor- matik an der Universität Osnabrück und Leiter des Forschungsbereichs „Smart Enterprise Engineering“ am DFKI. Die Schwerpunkte seiner Forschungsar- beiten sind Digitale Transformation, Industrie 4.0, Datengetriebene Wertschöpfung, Produkt-Service Systeme, Augmented & Virtual Reality sowie Digi- tale Aus- & Weiterbildung. Er ist Gründer mehrerer Unternehmen, u.a. der Strategion GmbH und der Didactic Innovations GmbH. Univ.-Prof. Dr. Julia Knopf ist Inhaberin des Lehrstuhls Fachdidaktik Deutsch an der Universi- tät des Saarlandes und widmet sich insbesondere der Erforschung digitaler Lehr- und Lernprozesse im Deutschunterricht. Sie leitet das Forschungs- institut Bildung Digital (FoBiD) an der Universität des Saarlandes, das neue Bildungsangebote für Schulen, Universitäten und Wirtschaft erforscht und den Transfer dieser Forschungsergebnisse in die Praxis vorantreibt.

© Osaka Metropolitan University 19 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D v.l.: Hiroyuki Sakugari, Vize-Päsident der OMU, Prof. Masahiro Tatsumisago, Präsident der OMU, Prof. Andreas Dengel, Prof. Koichi Kise. AUSWEITUNG DER KOOPERATION MIT DER OSAKA METROPOLITAN UNIVERSITY Für die geplante Gründung eines DFKI-Forschungslabors in Japan wurde ein wichtiger Grundstein gelegt: Mit der Osaka Metropolitan University (OMU) wurde ein Kooperationsvertrag unterzeichnet, der das weitere Vorgehen auf dem Weg zum „DFKI Lab Japan“ beschreibt. „Die geplante strategische Expansion des DFKI nach Ja- pan basiert auf einer langjährigen guten Partnerschaft mit Osaka, japanischen Instituten und Firmen und einer gemein- samen Philosophie: Künstliche Intelligenz zum Nutzen von Mensch und Gesellschaft einzusetzen“, sagte DFKI CEO Prof. Antonio Krüger. „Wir freuen uns, die Zusammenarbeit mit Japan, als Hightech-Land und gleichgesinnter Partner, im internationalen Wettbewerb noch stärker auszubauen und in zukunftsrelevanten Themen zu vertiefen.“ Seit Jahren arbeitet das DFKI erfolgreich mit der Osaka Pre- fecture University zusammen, die kürzlich mit der Osaka City University zur OMU, der größten öffentlichen Univer- sität Japans fusioniert ist. OMU-Präsident Prof. Masahiro Tatsumisago: „Die Partnerschaft begann bereits vor der Fusion und hat sich durch jahrelange Zusammenarbeit in der Grundlagen- und Praxisforschung auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz entwickelt. Ich bin mir sicher, dass mit dieser Kooperationsvereinbarung die Verbindung noch stärker wird und wir noch enger zusammenarbeiten werden, um unser Wissen und unsere Technologien in die Praxis zu übertragen und junge Forscher und Studierende zu fördern.“ Andreas Dengel, Geschäftsführender Direk tor des DFKI in Kaiserslautern und Distinguished Honorary Professor an der OMU: „Mit dem DFKI Lab Japan wollen wir die bestehenden guten Beziehungen und Kooperationen mit japanischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen intensivieren, auf Dauer festigen und die Marke DFKI in Ja- pan noch stärker etablieren. Nachdem die weltweite Pan- demie den internationalen Austausch in den letzten beiden Jahren erschwert hat, freuen wir uns um so mehr, endlich den nächsten Schritt auf diesem Weg gehen zu können. Mit Prof. Dr. Koichi Kise ist es uns gelungen, einen renom- mierten japanischen KI-Forscher als Bindeglied zu gewin- nen, der zudem das DFKI seit Jahrzehnten sehr gut kennt.“ Als Koordinator des Vorhabens „DFKI Lab Japan“ wurde Koi- chi Kise, Professor für Computer Science und Intelligent Systems an der OMU und langjähriger Forschungspartner des DFKI ausgewählt. Prof. Kise: „Mit Professor Dengel und dem DFKI arbeiten wir schon über 20 Jahre erfolgreich zusammen, fördern die gemeinsame Forschung und den Personalaustausch. Dass wir jetzt das erste DFKI Lab au- ßerhalb Deutschlands an unserer Universität auf den Weg bringen, ist ein Meilenstein in unserer Kooperation. Ich freue mich darauf, dass unser Austausch noch aktiver wird und wir die Gesellschaft mit unserer gemeinsamen Forschung international positiv beeinflussen können – indem wir ge- meinsam die Entwicklung menschzentrierter KI-Techno- logie vorantreiben.“ Zunächst sollen der wissenschaftliche Austausch inten- siviert, rechtliche Rahmenbedingungen sondiert und För- derungspotenziale identifiziert werden. Die Schwerpunkte in der gemeinsamen Forschung sollen auf den Bereichen Smart City, Smart University, Bildung und Lehre sowie auf medizinischen Anwendungen liegen. Weitere Informationen www.omu.ac.jp/en Kontakt Prof. Dr. Andreas Dengel Geschäftsführender Direktor DFKI Kaiserslautern und Leiter des Forschungsbereichs Smarte Daten & Wissensdienste andreas.dengel@dfki.de +49 631 20575 1000 Professor Ph.D. Koichi Kise Department of Core Informatics, Graduate School of Informatics Osaka Metropolitan University 1-1 Gakuencho, Naka, Sakai, Osaka 599-8531, Japan kise@omu.ac.jp k c o t S i , S _ u k a T ©

Kernstück des neuen Anbaus und Publikumsmagnet: Die Multifunktionshalle mit künstlicher Mondkraterlandschaft. Forschungsbereichen Robotics Innovation Center und Cyber-Physical Systems arbeiten. Der Einladung zum Festakt folgten rund 90 Gäste – dar- unter die ehemaligen Aufsichtsratsmitglieder Dr. Susan- ne Reichrath und Dr. Volker Saß, die für ihr langjähriges Engagement geehrt wurden. Im Anschluss an die Veran- staltung öffnete das DFKI seine Pforten für die Öffentlich- keit und etwa 1.300 Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, die neuen Labore und Testanlagen zu erkun- den, aktuelle Projekte kennenzulernen, Robotersysteme in Aktion zu erleben und mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen. Kontakt Prof. Dr. Frank Kirchner Geschäftsführender Direktor DFKI Bremen frank.kirchner@dfki.de +49 421 178 45 4101 21 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D k c o t S i , s t r A e n i L r a t S © Der Tag der offenen Tür im Anschluss an die Festveranstaltung zog zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger in die Labore und Testanlagen des Bremer Standorts. Gesellten sich beim Gruppenfoto zu Roboter Charlie (hinten von links): Tim Cordßen-Ryglewski, Prof. Frank Kirchner, Prof. Rolf Drechsler sowie (vorne) Dr. Andreas Bovenschulte. Auf dem Bild fehlen Dr. Anna Christmann sowie Prof. Dr. Antonio Krüger, die beide live zugeschaltet waren. „Der Erweiterungsbau des DFKI Bremen schafft mehr Platz für Künstliche Intelligenz, bietet neue Räume, neue Labore, eröffnet neue Chancen für die Forschungsbereiche. Es ist aber nicht nur ein Gebäude, sondern wirklich ein Forschungsinstru- ment mit Testkapazitäten, die es so in Deutsch- land kein zweites Mal gibt.“ Prof. Dr. Antonio Krüger, CEO DFKI Der Erweiterungsbau, der zu einem Drittel durch den Eu- ropäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und zu zwei Dritteln aus eigenen Mitteln finanziert wurde, er- gänzt die 2013 fertiggestellte Maritime Explorationshal- le um neue Testanlagen, Werkstätten, Integrations- und Büroräume. Das Kernstück des Anbaus ist eine 17 Meter hohe Multifunktionshalle mit künstlicher Kraterland- schaft. Dank eines Deckenkrans mit 12,5 Tonnen Traglast und weitläufiger Projektflächen können hier auch große Systeme eingesetzt und vielseitige Forschungsprojekte verfolgt werden. Zweigeschossige Experimentierumge- bungen bieten ausreichend Platz für Bewegungstests mit robotischen Lauf-, Flug- und Fahrsystemen. Experimente mit Laufrobotern und Exoskeletten sind zukünftig in ei- nem sechseinhalb Meter hohen Living Lab mit Schwer- kraftkompensationsanlage möglich. Nicht zuletzt profi- tiert die hauseigene Kinderbetreuung von dem Neubau, die nun eine Terrasse und einen eigenen Spielplatz erhält. All dies kommt den 163 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute, die – unterstützt von rund 80 studentischen Hilfs- kräften, Aushilfen und Gastforschenden – derzeit in den Spannend für Groß und Klein: Im Virtual Reality Lab steuert DFKI-Forscher Steffen Planthaber den Roboter SherpaTT durch eine 3D-Landschaft.

23 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D Die Agrarroboter AROX und LeRO aus dem Forschungsbereich Planbasierte Robotersteuerung gehörten neben vielen anderen Exponaten zur Technologie-Ausstellung, die alle vier Forschungsbereiche aufwendig aufgebaut hatten und betreuten. Prof. Daniel Sonntag (links), Leiter des Forschungsbereiches Interaktives Maschinelles Lernen und Niedersachsens Wissen- schaftsminister Björn Thümler am Exponat „Visuelle Aufmerksamkeitserkennung“. Zu den weiteren Schwerpunkten des Podiumsgespräches zählte die Komplementarität der Forschungsbereiche, die unabhängig von der Problemstellung für viele Themen- felder Lösungsansätze vorhielten, sowie der Transfer aus der Grundlagenforschung in die Anwendung. Es sei „cool, beides zu machen“ und Forschung aus dem Elfenbeinturm sprichwörtlich auf den Acker zu bringen, so der Tenor der Runde, die nach zahlreichen Grußworten den Schluss- punkt eines gelungenen Bühnenprogrammes markierte. Das festliche Rahmenprogramm bildete eine umfangrei- che Ausstellung mit Technologie-Demonstrationen im und um das Schloss herum, die bei herrlichem Sommerwetter bei den Gästen auf große Resonanz stieß. Kontakt Prof. Dr. Joachim Hertzberg Geschäftsführender Direktor DFKI Niedersachsen joachim.hertzberg@dfki.de +49 541 386050 2251 Feierten gemeinsam die Eröffnung des DFKI Niedersachsen als vierten Standort: (v.l.) Prof. Oliver Thomas, Prof. Daniel Sonntag, Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler, Osnabrücks Universitätspräsidentin Prof. Susanne Menzel-Riedl, Prof. Joachim Hertzberg, DFKI-CEO Prof. Antonio Krüger, Prof. Oliver Zielinski, Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, Oldenburgs Universitätspräsident Prof. Ralph Bruder. Nicht im Bild: Katharina Pötter, Oberbürgermeisterin von Osnabrück.

lerweile in den Hintergrund. Eine viel größere Herausfor- derung ist die großartige Mechanik des Menschen. Mus- keln können schnell hohe Beschleunigungen produzieren, die Robotern generell schwerfallen – auch, wenn Roboter genauer und schneller sind. Zwar ist es uns gelungen, ei- nen Roboter mit menschenähnlichen Beschleunigungen zu entwickeln, doch kommen wir dabei schon zur nächs- ten Schwierigkeit: Der Mensch kann einen Schritt zu Seite weichen und dort den gleichen Schlag erneut ausführen. Bei einem Roboter bedeutet das, dass man ihn auf eine mobile Basis platzieren müsste. Das erfordert enorm kom- plexe Hardware und ist deshalb schwer umzusetzen. Ein stationärer Roboterarm ist daher nicht nur in seiner Mobi- lität eingeschränkt, sondern muss auch viele verschiede- ne Schläge in seiner Position erlernen. Dennoch ist Tisch- tennis eine vergleichsweise regelmäßige Situation. Wenn regelkonform gespielt wird, muss zum Beispiel der Ball im Spiel auf der gegnerischen Tisch-Tennis-Seite aufkommen. Im Air Hockey ist die Situation ungleich spannender. An- ders als Tischtennis, ist es geradezu chaotisch. Beispiels- weise kann der Puck, wenn er nur minimal abweichend getroffen wird, an einen komplett anderen Punkt gelan- gen und es muss eine ganz neue Antwort auf den Schlag gefunden werden. Menschen sind zudem gut darin, beim Air Hockey zu tricksen, beispielsweise indem sie falsche Schlagrichtungen als Finten andeuten. Auch darauf muss der Roboter reagieren. Bei unserem Forschungsprototy- pen lassen wir zwei Roboterarme gegeneinander spielen und verwenden weitere Roboter zur Unterstützung, zum Beispiel zum Wiedereinwurf des Pucks. Wir beschäftigen uns auf allen Ebenen damit, was für eine Intelligenz für das Spiel benötigt wird. Zum einen braucht man die Intelligenz der Motorik. Des Weiteren erfordert es perzeptuellen, auf Wahrnehmung beruhenden Input und langfristigere Stra- tegie. Man muss den Roboter prädiktiv verzahnen und Mo- delle über den Gegner bilden. So kann dieser intelligent ausgetrickst werden und ein spannenderer Spielverlauf kommt zustande. Das sind verschiedene kognitive Ebe- nen, auf denen man sich befindet und wir können daraus viele Erkenntnisse über deren Zusammenspiel sowie über das zwischen neuronaler und symbolischer KI ziehen. Beim Air Hockey-Forschungsprotoyp spielen zwei Roboterarme gegeneinander. Prof. Daniel Sonntag (links), Leiter des Forschungsbereiches Interaktives Maschinelles Lernen und Niedersachsens Wis- senschaftsminister Björn Thümler am Exponat „Visuelle Aufmerksamkeitserkennung“. Prof. Jan Peters, Leiter Forschungsbereich Systemische KI für Lernende Roboter am DFKI-Labor in Darmstadt. „In der Industrie-Robotik existiert ein riesiges Potenzial, wenn wir die Umgebung nicht mehr an den Roboter anpassen müssten.“ Prof. Jan Peters Welches Potenzial sehen Sie für lernende Roboter in der Zukunft? Wie kann sich der Bereich weiter- entwickeln? Im Augenblick basiert die Roboter-Anwendung darauf, dass wir die Umgebung manuell an die Roboter anpassen. In- dustrieroboter-Umgebungen sind so entwickelt worden, dass kaum ein Sensor verwendet werden muss. Die Ma- schinen fahren die gleichen Trajektorien mit 150 Mikrome- ter Genauigkeit ab. Wenn ein Mensch in den Arbeitsraum kommt, kann das für ihn lebensgefährlich sein. Deswegen sind Roboter dort häufig in Käfigen und man legt großen Wert darauf, die Menschen von ihnen fernzuhalten. In der Industrie-Robotik gibt es aber ein riesiges Potenzial, wenn wir die Umgebung nicht mehr an den Roboter anpassen müssten. Ein früherer Vorstandsvorsitzender vom Maschi- nenbauunternehmen Kuka hat es mal treffend auf den Punkt gebracht: „Die Roboter der Gegenwart führen dieselbe Be- wegung Millionen Male aus. Die Roboter der Zukunft müs- sen tausende von verschiedenen Bewegungen nur wenige Male ausführen.“ Das wird vermutlich die kundenzentrier- ten Produkte der Zukunft ausmachen, ist mit klassischer Roboterprogrammierung aber nicht realisierbar. Um das hinzukriegen, muss sich die Robotik grundlegend ändern: Es sollte nicht mehr die Umgebung an den Roboter ange- passt werden, sondern der Roboter sollte lernen, sich an Aufgaben und die Umgebung anzupassen. Genau damit beschäftigt sich das Feld des „Robot Learning“. Im zweiten Teil des Interviews spricht Jan Pe- ters über die Erschwinglichkeit von Haushaltsro- botern, die Angst vor dem „Terminator“ und was er jungen Forschenden rät. Lesen Sie weiter auf www.dfki.de/web/news/jan-peters-interview 25 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D k i p e e r F , y f i d n a r b i ©

RAUS AUS DEM LABOR DFKI-ROBOTER AUF EISIGER MISSION IN NORDSCHWEDEN 27 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D rauszufinden, ob Fahrzeug und Sensoren den harschen Umgebungsbedingungen standhalten und sich die entwi- ckelten Algorithmen erwartungsgemäß verhalten. Schon nach wenigen Tagen zeigte sich, dass die umfangreichen Vorarbeiten im Projekt, die vielen Testläufe im Laborbe- cken und der unermüdliche Einsatz der Forschenden nicht umsonst waren: So gelang es DeepLeng nicht nur, aus 250 Metern Entfernung selbstständig den Weg zurück zur Do- ckingstation zu finden, sondern auch vollautonom daran anzudocken. Ein kleiner, aber notwendiger Schritt auf dem weiten Weg hin zur Erforschung des Jupitermonds Europa. Als Fortführung der Projekte Europa Explorer und EurEx- SiLaNa wird EurEx-LUNa seit dem 1. März 2020 vom Bun- desministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter dem Förderkennzeichen 50 NA 2002 gefördert. Weitere Informationen www.dfki.de/ric Kontakt Dr.-Ing. Marc Hildebrandt marc.hildebrandt@dfki.de +49 421 17845 4127 Gruppenbild vorm Zelt. Gibt es Leben auf dem Jupitermond Europa? Ein unter ki- lometerdickem Eis vermuteter Ozean lässt die Wissen- schaft hoffen. Doch wie ließe er sich überhaupt erreichen und erforschen? Dieser Frage gehen Forschende des DFKI Robotics Innovation Center seit 2012 in der Projektreihe Europa Explorer (EurEx) nach. Im Zentrum steht dabei die Entwicklung robotischer Systeme, die in das Gewässer vordringen, es autonom erkunden und über längere Zeit dort verbleiben können. Im dritten Projektabschnitt zur Langstrecken-Untereis-Navigation (EurEx-LUNa) wurde das AUV DeepLeng erstmals außerhalb des Labors unter realitätsnahen Bedingungen getestet. Um die Machbarkeit des Konzepts zur autonomen Navi- gation unter Eis zu beweisen, reisten fünf DFKI-Wissen- schaftler im März 2022 von Bremen ins nordschwedische Abisko. Hier, im gleichnamigen Nationalpark, lautete die Mission für den drei Meter langen, signalgelben Roboter, den bis zu 168 Meter tiefen, zugefrorenen Torneträsk-See eigenständig zu erkunden. Untergebracht in der Abis- ko Scientific Research Station und unterstützt von den Stationsmitarbeitenden verbrachten die Forscher knapp zwei Wochen in dem kleinen Ort nördlich des Polarkrei- ses. Bei wechselhaftem Spätwinterwetter und Außentem- peraturen von -9 bis +5 Grad fuhren sie täglich von ihrer Unterkunft zum See, auf dem sie ihr Zelt über ein ins Eis gebohrtes Loch errichteten. Durch dieses wurde der etwa 130 Kilogramm schwere DeepLeng zu Wasser gelassen, um schließlich unter den prüfenden Blicken der Wissenschaft- ler abzutauchen und unter der Eisdecke zu verschwinden. Von da an war er auf sich allein gestellt, denn unter Was- ser funktionieren weder W-LAN noch GPS. Nun hieß es für den Roboter bei trüber Sicht und einer Wassertempera- tur knapp über dem Gefrierpunkt die fremde Umgebung zu erkunden, Daten zu sammeln und ohne menschliche Hilfe zurück zum Eisloch zu finden. Auf diese Weise verbrachte das System mehr als 50 Stun- den aktiv unter Wasser. Ziel der Tauchgänge war es, he- Das DFKI-Zelt auf dem See Torneträsk. Letzte Vorbereitungen vor dem Tauchgang.

EINE KLASSE FÜR SICH B-HUMAN GEWINNT DIE ROBOCUP-WM 2022 IN BANGKOK OHNE GEGENTOR 29 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D Im Juli 2022 fand erstmals, nach zweijähriger pandemie- bedingter Pause, die Weltmeisterschaft im Roboterfußball wieder in Präsenz statt – diesmal in Bangkok, Thailand. Technisch gab es in der Zwischenzeit zwar viele Entwick- lungen, aber am Ergebnis in der Standard Platform League hat sich seit dem letzten Turnier 2019 in Sydney nicht viel geändert: Alter und neuer Weltmeister ist das Team B-Hu- man der Universität Bremen und des DFKI. Es konnte sich im Finale gegen die HTWK Robots aus Leipzig durchsetzen. Mit insgesamt 48:0 Toren in sieben Spielen blieb B-Human ohne Gegentor unangefochtener Weltmeister. Das Bremer Team errang den Sieg in Bangkok mit einem deutlichen Vorsprung vor dem Zweitplatzierten HTWK Robots sowie rUNSWift aus Sydney (3. Platz) und den Nao Devils aus Dortmund (4.Platz). Auch diesem Wettbewerb hat die Pandemie noch ihren Stempel aufgedrückt. So waren zum einen weniger Teams anwesend. Einige Mann- schaften nahmen aus der Ferne teil. Zum anderen gab es mehr technische Zusatzwettbewerbe. In diesen soge- nannten Technical Challenges geht es um das Ausloten möglicher Regeländerungen für die Zukunft. So wurde dieses Mal beispielsweise das Spiel mit Teams aus jeweils sieben NAO-Robotern getestet. Bisher bilden fünf Robo- ter eine Mannschaft. Auch wurde ausprobiert, ob die Ro- boter Schiedsrichtergesten erkennen können, um in Zu- kunft direkt mit dem Schiedsrichter zu interagieren, statt die Schiedsrichterentscheidungen per Funk mitgeteilt zu bekommen. Die insgesamt vier Technical Challenges wur- den gemeinsam bewertet und auch hier konnte das Team B-Human den ersten Platz belegen. Zwei NAOs aus dem Team B-Human mit ihren Trophäen: 1. Platz im Hauptwettbewerb und 1. Platz in den Technical Challenges. Siegerfoto mit den Teammitgliedern, die zum RoboCup nach Bangkok gereist sind. Im Hauptwettbewerb ging es in diesem Jahr im Wesentli- chen um die Reduktion der Kommunikation zwischen den Robotern während des Spiels. Bisher war es jedem NAO erlaubt, maximal eine Nachricht pro Sekunde zu verschi- cken. Entsprechend den neuen Regeln gilt eine maxima- le Anzahl für das ganze Team und das gesamte Spiel, die effektiv einer Absenkung des Datenaustauschs um den Faktor fünf entspricht. Jeder Roboter muss sich also stets vorher überlegen, ob das Versenden einer Nachricht in der aktuellen Situation wirklich sinnvoll ist. Das Bremer Team verwendete hierfür zahlreiche Kriterien sowie eine an der Restspielzeit ausgerichtete, gleitende Obergrenze, um wei- terhin kooperatives Teamspiel zu ermöglichen. Insbeson- dere dieses Teamspiel war es, das auch bei diesem Turnier die Stärke von B-Human auszeichnete. Die flexible Positi- onierung und dynamische Aufgabenteilung der Feldspieler zusammen mit der seit diesem Jahr eingesetzten Fähig- keit, präzise Pässe zu besser positionierten Mitspielern zu spielen, führte in allen Wettbewerben des RoboCups zu ei- ner deutlichen Überlegenheit auf dem Feld und verschaffte B-Human seinen nunmehr neunten Weltmeistertitel in der Standard Platform League. Kontakt Dr. Thomas Röfer Forschungsbereich Cyber-Physical Systems thomas.roefer@dfki.de +49 421 218 64200

31 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D Diskussionen rund um das Thema KI: Voreingenommenheit und Fehlinfor- mationen KI kann die Gesellschaft verändern und wird in vielen Bereichen – Sprachsoftware, Smart Home, Assistenzro- boter – als Chance angesehen. Aber mangelnde Trans- parenz und die Komplexität der Technologie schüren auch Ängste. Der erste sektorübergreifende TDW „AI: Mitigating Bias and Disinformation“ diskutierte Voreingenommenheit und Desinformation im Zusammenhang mit KI. Die Vor- träge handelten unter anderem vom Schutz vor Fehl- informationen, verantwortungsvollen KI-Ansätzen zu deren Bekämpfung sowie Demokratie und Wissen im digitalen Zeitalter. Die 84 Teilnehmerinnen und Teiln- hemer des Workshops, darunter Vertreter von Hensoldt Analytics und Deutsche Welle, kamen aus 15 Ländern. Neben TAILOR und Humane-AI-Net war auch das euro- päische KI-Exzellenznetzwerk AI4Media (ai4media.eu) beteiligt, das auf den Mediensektor fokussiert. Nach der Eröffnung durch Alexander-von-Humboldt-Pro- fessor Holger Hoos (RWTH Aachen) folgten spannende Vorträge von Professor Sander van der Linden (Univer- sität Cambridge), Professorin Virginia Dignum (Univer- sität Umeå), Miguel Poiares Maduro (Vorsitzender der Europäischen Beobachtungsstelle für digitale Medien EDMO) und Mijke van den Hurk (Polizei der Niederlande, Universität Utrecht). Nach den Vorträgen hatten die Teil- nehmende die Möglichkeit, sich innerhalb der Breakout Sessions zu konkreten Themen auszutauschen, even- tuelle Herausforderungen zu definieren und Lösungs- ansätze zu erarbeiten. Weitere Theme Development Workshops zu den Sektoren Energy, IT-Services & Software sowie Finance & Insuran- ce sind zurzeit in Planung. Interessenten können sich be- reits vorab per Mail wenden an: tailor_ict48-dfki@dfki.de Weitere Informationen https://vision4ai.eu/tdw https://tailor-network.eu/ activities/theme-development- workshops Kontakt CLAIRE Office | Saarbrücken office-germany@claire-ai.org +49 681 85775 5296 Adra-e: Neues Projekt zu sektorübergreifender Zusammenarbeit für KI in Europa Im Juli 2022 startete die neue Koordinierungs- und Unterstützungsmaßnahme Adra-e. Das Projekt soll die von der Eu- ropäischen Kommission eingerichtete Partnerschaft für KI, Daten und Robotik unterstützen, insbesondere durch Ak- tivitäten rund um die Adra Association (https://adr-association.eu). Ziel ist es, die KI-, Daten- und Robotik-Gemein- schaften in Europa zu vernetzen, die Forschungs- und Innovationslandschaft zu kartieren, die sektorübergreifende Anwendung sowie die Entwicklung gemeinsamer Standards zu fördern und eine gewisse Nachhaltigkeit zu gewähr- leisten. Das DFKI leitet im Projekt das Arbeitspaket zur Koordinierung zwischen den europäischen ADR-Initiativen und möchte damit einen Beitrag zur stärkeren Vernetzung der verschiedenen Communities leisten. Mehr Informationen zum Projekt und der Adra Association: https://adra-e.eu

Das DFKI ist mit vier Projekten am INVITE-Wettbewerb beteiligt KIPerWeb KUPPEL Aus dem Angebot tausender Online-Lernressour- cen ist es schwierig, den Kurs auszuwählen, der am besten zu den eigenen Interessen, Zielen, beruf- lichen Kontexten oder zum Vorwissen passt. Die Personalisierung von berufsbezogenem E-Learning ist das Kernanliegen in KIPerWeb. In dem Projekt entwickelt das Educational Technology Lab (Ed- Tec) des DFKI neue Empfehlungssysteme, die Ler- nenden helfen sollen, die für sie passenden Kurse zu finden – selbst dann, wenn nur wenige Daten verfügbar sind. In KIPerWeb arbeitet das DFKI mit den Weiterbildungsplattformen bfz, BNW, Prova- dis, oncampus und den Instituten der beruflichen Bildung f-bb und IFBB zusammen. Kontakt Dr. Benjamin Paaßen Forschungsbereich Educational Technology Lab benjamin.paassen@dfki.de +49 30 23895 0 KUPPEL entwickelt eine hybride Cloud, mit de- rer Hilfe Lernende von einer Plattform aus direkt auf die Angebote anderer Plattformen zugreifen können. KI-generierte Vorschläge für Lerninhalte und Lernpartnerschaften sollen den Prozess des Wissenserwerbs unterstützen und Blockchain-ba- sierte, fälschungssichere Zertifikate den individu- ellen Fortschritt verifizieren. Durch die Forschung im Projekt KUPPEL soll Lernen barrierefreier und Künstliche Intelligenz bedarfsgerechter, lernför- derlicher und transparenter gestaltet werden. Kontakt Thorsten Krause Forschungsbereich Smart Enterprise Engineering thorsten.krause@dfki.de +49 541 386050 4846 TripleAdapt INVITE-Meta Ein adaptiver Drilling ist hier der Helfer bei der Ver- netzung von Weiterbildungsplattformen in einem soziotechnischen System. Eine digitale Lernum- gebung erweitert das Konzept des digitalen Zwil- lings und unterstützt die Beschäftigten bei akuten Problemen in Arbeitsabläufen durch adaptive und nachvollziehbare Lernpfade und -empfehlungen. Diese Vorschläge sind auf die aktuelle Arbeits- und Weiterbildungssituation, die Fähigkeiten und Kenntnisse der Mitarbeitenden individuell zuge- schnitten. Eine Middleware vernetzt verschiedene Plattformen. Blockchain-basierte Mikrozertifikate belegen den Lernerfolg. Kontakt Prof. Dr. Peter Fettke Sarah Rübel Forschungsbereich Institut für Wirtschaftsinformatik peter.fettke@dfki.de | sarah.ruebel@dfki.de +49 681 85775 3106 Aufgabe von INVITE-Meta ist es, den Erkenntnis- und Innovationsprozess in und zwischen den INVI- TE-Projekten systematisch zu unterstützen. Hier- für arbeitet das Projektkonsortium den Stand der Wissenschaft auf, führt eigene Studien durch und unterstützt die Vernetzung der Projekte durch re- gelmäßige Workshops. Im Zentrum stehen Inhal- te, die für viele INVITE-Projekte relevant sind, z. B. Standards für Aufbau, Betrieb und Review-Arbei- ten von KI-gestützten Lernplattformen und Bil- dungstechnologien. Das 35. INVITE-Projekt widmet sich der Begleitforschung der 34 entwickelnden Projekte des Wettbewerbs. INVITE-Meta wird ge- meinsam vom mmb Institut und dem EdTec-Lab des DFKI durchgeführt. Kontakt Dr. Berit Blanc Forschungsbereich Educational Technology Lab berit.blanc@dfki.de +49 30 23895 5394 33 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D k i p e e r F , m o c . l e x i p w a R © DFKI@INVITE

35 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D Zehn Jahre Forschungsbe- reich Intelligente Netze am DFKI Kaiserslautern DFKI Niedersachsen intensi- viert Zusammenarbeit mit Indonesien Am 1. Oktober 2022 feierte der Forschungsbereich Intelli- gente Netze sein zehnjähriges Bestehen. Unter der Lei- tung von Prof. Dr.-Ing. Hans Schotten hat ein interdiszi- plinäres Team aus 51 Mitarbeitenden, neun Gast- und 28 Hilfswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern bislang in 24 nationalen und europäischen Projekten gearbeitet. In den Themenfeldern Mobilfunk (5G und 6G), industrielle Kommunikation und IT-Sicherheit arbeitet das Team an innovativen und KI-basierten Konzepten für die Imple- mentierung von besonders anspruchsvollen Kommuni- kationslösungen. Das Projekt „Open6GHub“ entwickelt eine 6G Vision für Menschen in einer hochvernetzten Welt ab 2030. Uns be- gleitende digitale Zwillinge werden unsere Sicherheit und Gesundheit sicherstellen, Menschen werden intuitiv mit ihrer Umgebung interagieren und KI-basierte Algorithmen dabei Nachhaltigkeit und Schutz kritischer Infrastrukturen garantieren. Außerdem befasst sich der Forschungsbe- reich mit intelligenter Digitalisierung in der Produktion, wo automatisierte Transport- und Arbeitsmaschinen den Menschen unterstützen. „Intelligente Netze“ sind vielfältig, bieten umfassende Forschungsmöglichkeiten und treiben die wachsende Be- deutung von Kommunikationsnetzen zielgerichtet voran. Daran arbeitet die Forschungsgruppe seit zehn Jahren und wird dies auch in Zukunft mit großem Engagement tun. Weitere Informationen www.dfki.de/in Kontakt Prof. Dr. Hans Schotten Leiter Forschungsbereich Intelligente Netze hans_dieter.schotten@dfki.de +49 631 20575 3000 Das DFKI Niedersachsen hat seine Beziehungen mit Indo- nesien weiter vertieft. In Berlin trafen sich im Frühsommer 2022 Wissenschaftler des Forschungsbereiches Marine Perception mit Vertreterinnen und Vertretern des „Coor- dinating Ministry for Maritime and Investments Affairs“. Der DFKI-Forschungsbereich unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Zielinski engagiert sich stark im Bereich von KI für den Umweltschutz. In Südostasien ist er bereits seit 2019 aktiv, wo er Plastikmüll in Gewässern erfasst, indem er Drohnenbilder KI-basiert auswertet. In diesem Kontext wurden Studien für mehrere von der Weltbank finanzierte Projekte in den stark von Plastikmüll betroffenen Ländern Kambodscha, Vietnam, den Philippinen und zuletzt auch in Indonesien durchgeführt. Nach dem Treffen in Berlin besuchten die DFKI-Forscher Indonesien und machten sich ein Bild vor Ort. Dabei ging es zum einen um den wissenschaftlichen Austausch. Zum anderen bauten sie den Kontakt zu Stakeholdern aus Po- litik und Wirtschaft weiter aus, um den Transfer in die Anwendung, also den Einsatz entwickelter KI-Methoden zur Bekämpfung von Plastikmüll, zu intensivieren. Neben der indonesischen Universität, dem Bandung Institute of Technology, trafen die Wissenschaftler des DFKI Nieder- sachsen auch Vertreter aus den Ministerien sowie leitende Umweltexperten der Weltbank. Außerdem besichtigten sie einen „Interceptor“ von The Ocean Cleanup - ein Boot, das umherschwimmenden Müll autonom einsammeln kann. Weitere Informationen www.dfki.de/web/forschung/forschungsbereiche/ marine-perception Kontakt Mattis Wolf Forschungsbereich Marine Perception mattis.wolf@dfki.de +49 441 99833 4714 Zehn Jahre „Intelligente Netze“: Das Team um Prof. Schotten (3. von links, vorne). Sprachen in Berlin über mögliche Folgeprojekte zur KI-basierten Erfassung von Plastikmüll in Indonesien: (l.-r.) Dr. Nani Hendiarti (Deputy Minister for Environment and Forest Management), Dr. Ilham Habibi, Luhut Binsar Pandjaitan (Coordinating Minister for Maritime Affairs and Investment), die drei DFKI-Wissenschaft- ler Mattis Wolf, Dr. Christoph Tholen und Dr. Frederic Stahl sowie Cherie Nursalim.

37 T K A P M O K 2 2 0 2 / 2 s w e N I K F D Professor Slusallek erneut in den Scien- tific Council des „Institute for Advanced Studies (IAS)“ der Universität Luxemburg berufen In seiner zweiten Amtszeit von Oktober 2022 bis Septem- ber 2024 als Council Member nimmt Slusallek an der jähr- lichen Bewertung der interdisziplinären Projekte und der Arbeiten der Doktoranden und Doktorandinnen teil und nimmt Stellung zu Schlüsselaktivitäten des IAS. Das 2020 gegründete Institut hat die Aufgabe, interdiszi- plinäre Forschung an der Universität Luxembourg zu för- dern, die universitäre Forschungsgemeinschaft stärker zu vernetzen sowie talentierte Nachwuchsforscher und Nach- wuchsforscherinnen zu gewinnen. Die 13 Mitglieder des Scientific Council unterstützen und beraten das IAS dabei. Weitere Informationen: www.fr.uni.lu/ias/ias_governance/members_of_the_ scientific_council_of_the_ias Professor Slusallek mit einem Distinguished Talk auf der ISC Die “International Super- computing Conference (ISC)” in Hamburg ist mit über 3.000 Konferenzteil- nehmenden aus 59 Ländern ein Treffpunkt der interna- tionalen High Performance Computing (HPC) Communi- ty. Philipp Slusallek hat dort im Rahmen des Distinguished Talk: “Digital Reality: From Learned Models via Synthetic Data to Trusted-AI - and Back!” ein am DFKI entwickel- tes Konzept der digitalen Realität vor Fachpublikum prä- sentiert. Der Ansatz verbindet Modellierung, Simulation, AI und HPC, um die Entwicklung von „Trusted-AI“-Syste- men voranzubringen. Weitere Informationen: www.isc-hpc.com/distinguished-talk-2.html DFKI-Wissenschaftlerin Dr. Hristina Uzunova mit zwei wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet Für ihre mit „summa cum laude“ bewertete Dissertation „Generati- ve Deep Learning Models for the Automatic Analysis and Synthesis of Medical Image Data Featuring Pathological Structures“ erhielt die Mitarbeiterin der DFKI-Außenstelle Lübeck den renommierten BVM- AWARD 2022 (Bildverarbeitung für die Medizin) und den Fokusfinder- preis 2022 in der Kategorie „Bildverarbeitungsanwendungen für den Röntgen/MRT/MPI-Bereich“. Hristina Uzunova entwickelte in ihrer Dissertation Verfahren des ma- schinellen Lernens, insbesondere des Deep Learning, mit deren Hilfe die automatische Verarbeitung und Analyse von medizinischen Bil- dern (z.B. CT, MRT etc.) im Hinblick auf pathologische Befunde (z.B. Tumoren) verbessert werden kann. Prof. Thomas Tolxdorff, BVM-Programmkomitee, Dr. Hristina Uzunova. M V B © Prof. Heinz Handels, Direktor des Instituts für Medizinische Infor- matik der Universität zu Lübeck und Leiter des DFKI-Forschungsbereichs KI in der medizinischen Bildverarbeitung an der Außenstelle Lübeck des DFKI betreute die Doktorarbeit. Weitere Informationen: www.initiative-bildverarbeitung.de/veranstaltungen/durchgefuehrte Zweiter Platz bei der „Data-driven Business Process Optimization Competition“ Beim ersten International Workshop on Data-Driven Business Process Optimization (BPO) der 20. Conference on Business Process Management (BPM 2022, 11.-16.9.) belegten Prof. Dr. Peter Fettke und Alexander Rombach vom DFKI-Forschungsbe- reich Institut für Wirtschaftsinformatik den 2. Platz bei der dortigen BPO-Competition. Gegenstand des Wettbewerbs war die Entwicklung eines Scheduling-Verfahrens, um das Kreditantragsverfahren eines Finanzinstituts über den Zeitverlauf ei- nes Jahres zu simulieren und zu optimieren. Die Teilnahme fand im Rahmen des Projekts APPaM (Automated Process Plan- ning and Mining) statt, wobei die entwickelte Lösung ressourcen-kritische Aufgaben priorisiert und potenzielle Flaschenhälse während der Prozessausführung vermeidet.

Intelligente Lösungen für die Wissensgesellschaft Standort Niedersachsen Osnabrück Prof. Dr. Joachim Hertzberg Planbasierte Robotersteuerung Prof. Dr. Oliver Thomas Smart Enterprise Engineering Oldenburg Prof. Dr. Daniel Sonntag Interaktives Maschinelles Lernen Prof. Dr. Oliver Zielinski Marine Perception Lübeck Oldenburg Bremen Außenstelle Lübeck Prof. Dr. Heinz Handels KI in der medizinischen Bildverarbeitung Prof. Dr. Alfred Mertins KI in der biomedizinischen Signalverarbeitung Prof. Dr. Ralf Möller Stochastische Relationale KI im Gesundheitswesen Osnabrück Außenstelle Trier Smarte Daten & Wissensdienste Prof. Dr. Ralph Bergmann Themenfeld: Erfahrungsbasierte Lernende Systeme Prof. Dr. Ingo Timm Themenfeld: Kognitive Sozialsimulation Standort Bremen Prof. Dr. Rolf Drechsler Cyber-Physical Systems Prof. Dr. Dr. h.c. Frank Kirchner Robotics Innovation Center Berlin Labor Berlin Prof. Dr. Gesche Joost Interaktive Textilien Prof. Dr. Volker Markl Intelligente Analytik für Massendaten Prof. Dr. Sebastian Möller Speech and Language Technology Prof. Dr. Niels Pinkwart Educational Technology Lab Trier Darmstadt Kaiserslautern Saarbrücken Labor Darmstadt Prof. Dr. Carsten Binnig Systemische KI für Entscheidungsunterstützung Prof. Dr. Kristian Kersting Grundlagen der Systemischen KI Prof. Dr. Jan Peters Systemische KI für Lernende Roboter Standort Saarbrücken Prof. Dr. Josef van Genabith Sprachtechnologie und Multilingualität Prof. Dr. Antonio Krüger Kognitive Assistenzsysteme Prof. Dr. Peter Loos Institut für Wirtschaftsinformatik Prof. Dr. Wolfgang Maaß Smart Service Engineering Prof. Dr. Philipp Slusallek Agenten und Simulierte Realität Standort Kaiserslautern Prof. Dr. Prof. h.c. Andreas Dengel Smarte Daten & Wissensdienste Prof. Dr. Paul Lukowicz Eingebettete Intelligenz Prof. Dr. Martin Ruskowski Innovative Fabriksysteme Prof. Dr. Hans Schotten Intelligente Netze Prof. Dr. Didier Stricker Erweiterte Realität Prof. Dr. Sebastian Vollmer Data Science und ihre Anwendungen Living Labs Innovative Technologien in durchgängigen Anwendungs- szenarien testen, evaluieren und demonstrieren Advanced Driver Assistance Systems Living Lab, Bremen Ambient Assisted Living Lab, Immersive Quantified Learning Lab (IQL), Innovative Retail Lab, Robotics Exploration Lab, Smart City Living Lab, SmartFactory-KL, Smart Office Space Living Lab Kompetenzzentren Forschungsaktivitäten bündeln und koordinieren Ambient Assisted Living, Autonomes Fahren, Deep Learning, Emergency Response and Recovery Management, KI für Umwelt und Nachhaltigkeit, Semantisches Web, Sichere Systeme, Smart Agriculture Technologies, Wearable AI © Harryarts /vecteezy © Freepik