Thema Industrielle KI für eine nachhaltige Wirtschaft Autorin: Dr. Christiane Plociennik « Kann KI nicht nur die Effizienz, sondern auch die Nachhaltigkeit in der Produktion und im gesamten Lebenszyklus des Produkts verbessern? » Der Einsatz digitaler Technologien wird als Chance ge- sehen, Ressourcen einzusparen und Produktionspro- zesse zu optimieren. Spätestens seit große Sprach- modelle und darauf basierende Anwendungen wie ChatGPT Mainstream geworden sind, ist auch Künstli- che Intelligenz als möglicher Enabler für die Verbesse- rung von Prozessen und Produkten in aller Munde. Doch diese Verbesserungen allein werden in Zukunft nicht ausreichen. Unsere Wirt- schaft muss nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger werden. Das geben die Vereinten Na- tionen mit ihren Sustain- able Development Goals (SDGs) vor, und die Bun- desregierung erarbeitet hierzu derzeit die Natio- nale Kreislaufwirtschafts- strategie. Sie soll noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Grund genug also, einmal der Frage nachzu- gehen, ob KI nicht nur die Effizienz, sondern auch die Nachhaltigkeit in der Produktion und im gesamten Lebenszyklus von Produkten verbessern kann. Grundsätzlich bedeutet Nachhaltigkeit, nicht mehr Res- sourcen zu verbrauchen als ersetzt werden können, wo- bei es die drei Dimensionen ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit gibt. In diesem Sinne ist eine Produktion dann nachhaltig, wenn sie ressourcenscho- nend und ressourceneffizient arbeitet, zum Beispiel, in- dem sie Ausschuss so weit wie möglich vermeidet oder weiterverwendet oder indem sie gebrauchte Einzelteile oder sogar ganze gebrauchte Baugruppen einbezieht (Remanufacturing). Zu einer solchen nachhaltigen Pro- duktion gehört auch, dass die Produkte wettbewerbs- fähig und somit ökonomisch nachhaltig sein müssen – es muss sich schlichtweg lohnen, nachhaltig zu pro- duzieren, sonst wird sich das Unternehmen kaum dauerhaft am Markt be- haupten können. Soziale Nachhaltigkeit bedeutet, dass Menschen unter gu- ten Bedingungen arbeiten und dafür fair entlohnt werden. Das alles soll künftig nicht nur für das eigene Unternehmen gel- ten, sondern auch für die Zulieferer. So will es das neue Lieferkettengesetz, das im Januar 2024 in Kraft getre- ten ist. Mit KI zur Kreislaufwirtschaft Eine Möglichkeit zur Förderung von Nachhaltigkeit bie- tet die Transition von einer linearen Wirtschaftsweise hin zu einer Kreislaufwirtschaft (Circular Economy). Diese versucht, Rohstoffe möglichst lange „im Kreis- lauf“ zu halten, also möglichst wenig Abfall zu erzeu- 4